Wyoming

Nicht alle verstehen unsere Reisewünsche - Das im Norden bergige Idaho dient uns zur Durchreise. Die Provinz ist bekannt für Kartoffeln und soll landschaftlich an Alaska erinnern. Uns bleibt eine lustige Begegnung auf dem Walmart Parkplatz in Smelterville.
Ein Vater und seine zwei halbwüchsigen Söhne interessieren sich für unser Auto. Das Gespräch folgendermassen: Vater: «Where are you guys from?» Wir: «Switzerland.» Er, auf Auto deutend und ungläubig schauend:» Oh, you brought that over?» Wir: »Yes. We are travelling throught the USA and then we will go to Mexiko and South America.» Vater, verzieht verächtlich das Gesicht: «Oouh, South America…». Söhne, gleichzeitig: «Oouh, South America, cool!»
In Montana erinnert uns die Landschaft an British Columbia. Trockenes Cowboyland. Ein Stopp in Missoula und Bozemann, um Besorgungen zu erledigen, aber eigentlich zieht es uns möglichst schnell nach Wyoming. Da wartet ein Höhepunkt auf uns.

Wiedersehen - Den Yellowstone NP erreichen wir Freitagabends über den nördlichen Eingang. Im Visitor Center erhalten wir, obwohl 2 Minuten vor Feierabend, eine Karte und die wichtigsten Infos. Vorbei an den überall grasenden «Elks» (Wapiti), die niemand weiter beachtet, zu einem von nur zwei offenen Campingplätzen. Zwar steht da unmissverständlich «full», aber aus irgendeinem Grund fahren wir trotzdem hinein. Zum Glück! Denn da steht nicht nur der Lastwagen von Fränzi und Richi, mit denen wir seit ein paar Tagen in Email-Kontakt stehen, sondern auch ein roter Toyota. Es ist jener von Veronika und Michael. Wir staunen nicht schlecht, als die vier aus dem Lastwagen der Schweizer steigen! Man kennt sich halt. ;)
Freudestrahlend begrüssen wir uns und tauschen uns trotz empfindlicher Kälte aus, bis es dunkel wird. Einzig der Camp Host trübt unsere Freude etwas. Wohlweislich hat Veronika am Morgen extra nachgefragt, wie es denn wäre wenn Freunde kämen… Kein Problem meinte er, sie dürften sich zu ihnen auf den Platz stellen. Doch davon will er nun nichts mehr wissen. So seien die Regeln.
Tja, somit müssen wir uns wohl von den vier verabschieden… Schön war’s mit euch - bis bald!
Ausserhalb des Parks finden wir einen schönen Schlafplatz am Fluss, die Herde «Elks» lässt sich von uns nicht stören und frisst munter weiter.

Eiskalt - Wir erleben die kälteste Nacht unserer Reise. Frühmorgens sind die Scheiben beschlagen, der Boden gefroren und das Thermometer zeigt -5° Grad. Brrrr! Meine Daunenjacke kommt zu ihrem ersten Einsatz und auch die Standheizung leistet gute Dienste. Gewärmt können wir neue Abenteuer wagen!
Der Yellowstone National Park ist der älteste seiner Art. Auf einem Riesenvulkan, mehrheitlich auf über 2200 Metern, gelegen, beheimatet er die Hälfte aller Geysire weltweit, den grössten Hochgebirgssee des Landes, aber auch eindrückliche Canyons, unzählige malerische Flüsse und Wasserfällte. Bisons fühlen sich hier ebenso Zuhause, wie Grizzlys, Elks und Gabelantilopen. Und auch der jüngste Versuch, Wölfe anzusiedeln, ist geglückt. Kein Wunder kommen die Besucher in Scharen und wollen sich von dieser aussergewöhnlichen Schöpfung von Mutter Natur berauschen lassen.
Wir versuchen uns, neben all den Entscheidungen die getroffen werden müssen, (Tiere beobachten, Wandern Geysire bestaunen, Scenic Drive fahren oder doch lieber einen Blick in den Canyon werfen?!) gegen den Strom zu bewegen und so den Massen etwas zu entkommen. Was nur teilweise gelingt.
gwundrige Gableantilope ein Elk wärmt sich im heissen Dampf hat es geschmeckt?! Kohlrabe

Hexenküche - Bei den Mammoth Hotsprings haben wir Glück. Frühmorgens sind wir fast alleine. Wir tauchen ein, in eine weisse, dampfende Welt. Zwar sind ein paar der Quellen, wegen eines Erdbebens vor ein paar Jahren, versiegt. Aber der Anblick der weissen Becken ist immer noch eindrücklich.
Im Norris Geysir Basin wandern wir über Holzstege. Überall brodelt, dampft und zischt es. Ein jeder der Geysire ist wieder anders. Gewisse brechen regelmässig aus, bei anderen muss ein paar Stunden gewartet werden, bis das Spektakel erfolgt, bei den nächsten weiss man nicht so genau, wann sie denn als nächstes ausbrechen. Manche speien vor allem Dampf, andere auch kochend heisses Wasser. In die schönsten Farben sie sind getaucht von Türkis, über Dunkelblau zu Flaschengrün, bis zu Rosttönen und Gelb. Unglaublich, dass darin Kleinstlebewesen existieren können und so für die unterschiedlichen Farben sorgen. Je nach Farbe kann bestimmt werden, welche Tierchen darin leben.
Vor allem das Porcellan Basin ist von intensiver Farbigkeit und entspricht exakt jenen Yellowstone Bildern, die wir im Kopf hatten. Es zeigt sich hier mehr als glaubhaft, dass der Yellowstone noch immer ein aktiver Vulkan ist und wir nur wenige Kilometer über der Magmakammer stehen.
in der morgentlichen Kälte... ... dampfen die Becken der... Mammoth Hotsprings Schattenbild lebendsfeindliche Umgebung türkises Becken... ... im Norris Geysir Basin kleiner Ausbruch es dampft, zischt... ... und brodelt in allen Farben besonders das Porcellan Basin ist farbenreich... thermophile Algen und Bakterien sorgen dafür eisblau... ... und rostrot weitere Hotsprings... ... ebenso farbenreich der Castle Geysir bricht aus in Dampf gehüllt

Ein etwas grösseres Gefährt - Nach stundenlangem Beobachten der Geysire sind wir abends bei Fränzi und Richi zum Kaffee eingeladen. Es wird ein schön, gemütlicher Abend mit Reisegeschichten aus aller Welt. Von ihrer Erfahrung (www.el-amarillo.ch) lassen wir uns ebenso inspirieren, wie vom Lastwagen-Ausbau. Unglaublich, wie viel Platz ihnen, im Vergleich zu uns, zur Verfügung steht und wie gut ausgestattet die Küche ist. Auch ein Backofen steht darin und wir werden mit einem Erzeugnis daraus beschenkt; einem feinen Zopf! Mmhh, wir geniessen jeden Bissen.
Vielen Dank ihr beiden!

Wildes Amerika - Am nächsten Morgen fahren wir in das langsam erwachende Lamar Valley. Dieses «kennen» wir aus verschiedenen Dokus. Grasende Bisons in der Morgensonne und die weite Landschaften mit den Schneebergen im Hintergrund wären alleine schon sehenswert. Auf einer Anhöhe stehend dem Wolfsgeheul zu lauschen ist aber eine Gänsehaut- Erfahrung und erinnert uns daran, wie wild Amerika an gewissen Orten noch immer ist.
Dass wir diesem Zauber nicht ganz alleine beiwohnen, ist in diesem Fall von Vorteil. Die korpulente Dame neben uns, lässt uns nämlich durch ihr Superzoom-Fernrohr schauen. Da sehen wir sie, die Wolfsfamilie. Tapsig und verspielt die Kleinen. Getrieben und immer in Bewegung die Grossen.
gegenseitige Neugier im Lamar Valley durch nichts aufzuhalten eine Landschaft aus dem Bilderbuch

Danach wagen wir eine Wanderung durch das Tal. Immer in der Hoffnung die Wölfe noch etwas näher zu sehen. Immer aber auch ein bisschen ängstlich, wie es denn wäre, wenn sie jetzt plötzlich ganz nah…
Aber ausser einzelnen Bisonbullen sehen wir nichts. Dennoch fühlen wir uns, als wären wir in mitten eines Natur-Dokumentarfilmes.
ist da was?! Fischer überall

Sprachlos - Wieder schlafen wir auf 2500 Meter, dieses Mal aber weniger fröstelnd. Früh machen wir uns auf den Weg zur Grand Prismatic Spring. Unzählige Postkarten und Bücher ziert sie und gilt als schönste thermatische Besonderheit des Parks. Wir sind gespannt.
Der Anblick ist aber erst einmal wenig spektakulär. Über Holzstege nähern wir uns der Hotspring, sie hüllt sich in Dampf und versteckt so seine Vielfarbigkeit. Doch so schnell geben wir nicht auf, es muss doch einen Weg geben… Wir sichten einen Hügel, welcher genau vis à vis des Sehenswerten liegt und beschliessen diesen zur Erklimmen. Steil und ohne richtigen Weg kämpfen wir uns nach oben. Es lohnt sich - der Farbenkreis ist zu sehen!
Sprachlos über so viel Schönheit sitzen wir stundenlang auf dem Berg und bewundern die Naturschönheit. Zumindest so lange, bis sich eine Horde aufgeregter Japaner genau um uns gruppiert und sich dem Selfie-Wahn hingibt…
Abends warten wir mit vielen anderen auf den Ausbruch des Old Faithful. Er bricht zuverlässig alle 90 Minuten aus und ist deshalb einer der beliebtesten Geysire im Park. Wir sind von den Dimensionen etwas enttäuscht, da war der Strokkur Geysir in Island doch eindrücklicher. Ob’s daran lag, dass man viel näher hin durfte?!
... beim Grand Prismatic Spring aus der Höhe betrachtet... ... lassen sich all die Details entdecken in Dampf gehüllt... aber trotzdem wunderschön von hier oben der Old Faithfull beim Ausbruch die Sonne geht unter... und sorgt für Spiegelungen

Tierische Begegnung - Am nächsten Tag noch mehr Geysire, diesmal um den Old Faithful herum. Wieder riecht es nach verfaulten Eiern und wir merken, dass wir nicht mehr ganz so euphorisch sind, wie anfangs. Der Anblick des Painted Pot’s fesselt uns aber nochmals. Hier blubbert weiss-rosafarbener Schlamm aus der Erde und die Geysire in der Umgebung sind gerade äusserst aktiv. Als wollten sie uns davon überzeugen, dass sie also auch sehenswert sind. Eine Extrarunde und dann weiter zum Grand Canyon of the Yellowstone.
Davor noch eine tierische Begegnung. Wieder sind wir nicht alleine, aber die Grösse des Grizzly’s und das Beobachten eines solch «wilden» Tieres in der freien Natur ist wieder und wieder beeindruckend. Das dichte Fell des Bären in der Abendsonne, wie er behände nach Wurzeln gräbt und sich durch die Beobachter so gar nicht stören lässt. Die Gefahr, dass er plötzlich näher kommen und wir ins Auto hechten müssten…
Der Anblick des Canyons beim Artist Point ist dann der Abschluss von 4 unglaublichen Tagen mit schönstem Herbstwetter. Nur müssen wir schauen, dass wir uns überhaupt einen Platz mit Aussicht sichern können…
Gesamtansicht zisch! so haben wir uns den Yellowstone vorgestellt ein Bad wäre keine gute Idee kochende Farbe? Fumarole! Meister Petz in der Abendsonne am Artist Point... goldenes Licht ... kämpfen wir uns nach vorn um den Lower Fall zu sehen Vollmond über dem Yellowstone Lake

Weniger schön - Da sind wir dann auch gleich bei den weniger schönen Seiten des Parkes. Die Menschenmassen. Nicht immer konnten wir ihnen ausweichen.
Vor allem bei asiatischen Reisegruppen muss ein Besuch dieses Nationalparkes sehr hoch im Kurs stehen. Unsere Toleranzgrenze wurde des Öfteren beinahe überschritten und wir mussten uns immer wieder sagen, dass es halt verschiedene Wege gibt, etwas so fantastisches wie den Yellowstone zu erleben und seiner Freude daran Ausdruck zu verleihen…

Im Teton NP - Weiter in den Grand Teton NP, der Übergang fast fliessend. Zwar kann er nicht mit ganz so viel Spektakulärem wie der Park der Pärke aufwarten, seine zackigen Gipfel und der gelbleuchtende Herbstwald sind aber nicht minder schön.
Wir picknicken gemütlich am Jackson Lake und spazieren am Jenny Lake. Die Saison scheint vorbei zu sein. Die meisten Unterkünfte zu, der Bootssteg liegt verlassen da und Arbeiter stellen Wege in Stand. Komisch, dabei wäre doch gerade jetzt perfektes Wanderwetter?! Uns halten die vielen Bärenwarnungen etwas davon ab…
Die weite Ebene der Antelope Flats bieten Weitsicht und ein paar Offroad-Pisten. So findet sich schnell ein Schlafplatz, den Traumblick auf die «Tetons» inklusive.
Der Morgen wieder eisig kalt, zum Fotografieren aber perfekt. Über eine holprige Piste, wo anscheinend Bären gesichtet werden können, (heute haben wir kein Glück) verlassen wir den Park.
ein Platz mit Aussicht brrr!!! die zackigen Gipfel des Teton NP Eiskristalle glitzern um die Wette... ... in der Morgensonne wie im Märchenland Herbstzauber im Grand Teton NP

Im Mittelpunkt - Wir schleichen langsam aber stetig den Teton-Pass hoch. Immer wieder Ausblicke auf die herbstlich gefärbten Cottonwood-Bäume und den Snake River. Diesem folgen wir bis Idaho Falls. Wir haben ein glückliches Händchen und wählen eine Top-Garage. Zora erhält nicht nur viel Aufmerksamkeit - ein jeder will sie sehen und hat Fragen - sondern auch einen grossen Service. Alle Filter und Öle werden gewechselt, die Reifen im Uhrzeigersinn getauscht und gar den schwierig aufzutreibenden Ölfilter ist am nächsten Morgen da. Und das alles für 90$!
entlang dem Snake River ... ... Cottonwood-Bäume begleiten uns

So sollten wir gerüstet sein für weitere Kilometer und das grossartige UTAH!

Rene Mehmann

2014-11-12 10:04:05

ALOHA
Was für eindrückliche Bilder!! Fantastisch! Herzlichen Dank für die tollen Fotos und den spannenden Bericht. Scheinbar ist es nicht nur in der Schweiz kühler, die Kälte hat Euch teilweise auch erreicht. Gut das Eure Standheizung funtkoniert und ihr auch Zora die erforderlichen Services gönnt. Ich habe mich auch gefreut, dass Ihr ab und zu Kontakt zu anderen Reisenden findet und Euch regelmässig über Eure Erfahrungen austauschen könnt. Bisons und Bären haben wir noch nie gesehen. Das muss sehr faszinierend sein. Weiterhin gute Reise wünscht René Mehmann/Papi

Toni & Vreni Mehmann

2014-11-14 03:38:15

Tolle Bilder und Texte - viel von dem was ihr beschreibt habe ich auf meinen Harleyfahrten Kreuz und quer durch die USA erlebt. Wir sind schon viel weiter am Equator und ahnen schon, wie sich die Kälte die ihr jetzt am Morgen erlebt in unerträgliche Hitze umwandelt. Spätestens ab Mexiko ist ein Klimagerät ein Must!
Macht weiter so - hoffen wir, dass eure Zorn durchhält. Mit unserem Boot sind wir heute auf ein Reef aufgelaufen- die erste Schiffsschraube muss ersetzt werden.

Sabine und Andy

2014-11-15 18:46:55

Auf dich ist Verlass, lieber Papi! Herzlichen Dank für deinen Kommentar. Wie immer haben wir uns sehr gefreut darüber. Bis bald wieder!

Sabine und Andy

2014-11-15 18:49:36

Hallo ihr beiden Auswanderer! Danke für euren Eintrag und die Komplimente. Ja, langsam wirds kühl hier in den USA und wir sehen uns schon etwas nach dem Süden... Gut möglich, dass wir da dann etwas aufrüsten müssen, wegen der Temperaturen. Auf Zora ist bisher Verlass)
Machts gut und bis bald
S&A


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