in den Wolken

Zwar versuchen wir meist, keine Erwartungen an ein Land zu haben und uns überraschen zu lassen, aber nicht immer gelingt dies. In Peru allerdings schon, vielleicht gefällt uns der Norden deshalb so gut?
Abenteuerliche Strassen, überraschende Landschaften und noch! untouristische Ruinen sind aber auch ganz nach unserem Geschmack…

Erinnerungen an Asien - Nachdem wir den beiden «Aduana-Männern» in Ecuador ein wenig auf die Sprünge geholfen haben (siehe Ecuador-Bericht « über die Linie»), sind wir nullkommaplötzlich in Peru.
Die Sonne brennt vom Himmel und die Kleider kleben am Körper, wir sind froh, über den Fahrtwind und auch, dass wir die Grenze so schnell überqueren können. Die Umgebung überrascht doch sehr. Wer hätte gedacht, dass die gute Strasse an leuchtend-grünen Reisterrassen vorbei führt?! Wir nicht, sind aber erfreut und fühlen uns an Asien erinnert. Ein Eindruck, der im geschäftigen Jaen (wo wir die Autoversicherung dank der nahenden Mittagspause in Rekordzeit abschliessen) noch verstärkt wird. Zu Hunderten bieten Tuktuks ihr Dienste an und sorgen für Geschäftigkeit. Das Einkaufsangebot ist aber durchaus südamerikanisch. Zur Wahl steht der Markt, oder eine «Tienda», wo man an der Theke seine Wünsche äussert. Manchmal werden sie erfüllt.
im Grenzgebiet... ... erste Eindrücke Kaffee in Hülle und Fülle, ein Vermögen! doch nicht ganz ohne Maschinen Grün in Grün Terrassenbau Asien? Nein, Jaen im Norden Perus Mittagsrast

Überraschung - Emsig und meist von Hand werden die Reisfelder bestellt. Esel und Pferde müssen die schwere Last zu den Sammelstellen schleppen, in der nahen Reisfabrik werden die Körner in 49kg-Säcke abgefüllt und zu 30 US-Dollar das Stück verkauft. Wir übernachten im Hinterhof eines Hotels, lauschen den Geräuschen der Stadt und dem Vogelgezwitscher. Es ist ein lauer Abend, der nach Sommer riecht. Langsam kommen wir im neuen Land an.
Weiter geht’s. Die Landschaft wird erst trockener und fällt in steile Canyons ab. Noch immer umhüllt uns eine schwere Hitze. Je weiter wir fahren, desto kühler wird es, neben uns türmen sich stattliche Berge auf, die Anden künden sich an. Das Wetter schlägt um, schwere Regentropfen fallen vom Himmel, Nebelschwaden ziehen umher. Immer wieder stürzen kleinere Bäche auf die Strasse, bringen Steine und Schutt mit sich. Unsere Blicke wandern die Felswände empor und ihr Anblick lässt uns schneller fahren. Als sich vor uns die Fahrzeuge zu einer langen Kolonne stauen, ahnen wir, wo das Problem liegt. Zu Fuss gehen wir nachschauen - tatsächlich, die Strasse ist über mehrere Meter verschüttet. Ein wenig warten wir ab, drehen dann aber um. Kurz vor dem Dunkelwerden finden wir bei einem Restaurant einen sicheren Schlafplatz. Wir lassen uns eine «Trucha» (Forelle) schmecken und schauen dem sintflutartigen Regen zu. Immer mehr Chauffeure und Reisende treffen ein und suchen hier Schutz. Wir ahnen schon, auf Perus Strassen wird es nicht langweilig werden… Überraschungen sind immer möglich!
Bilder, die wir aus Asien kennen... ... pure Handarbeit die schwere Last wird aufgeladen... die Pferde können kaum laufen mit der schweren Last... Arroz... in der Reisfabrik ... auch der Mensch schleppt... und das barfuss simple Maschine on the road Andres aus Kolumbien abenteuerliche Strassen

Paradiesvögel - Am nächsten Morgen laden wir den kolumbianischen Töff-Fahrer Andres zum Kaffee ein und horchen gespannt, ob endlich ein Fahrzeug von «der anderen Seite» kommt. Irgendwann kommt es. Es lässt mit lautem Hupen wissen, dass die Strasse wieder befahrbar ist. Nichts wie los!
Im nahen, privaten Natur-Reservat verfliegt der Morgen mit dem Beobachten der wunderschönen Wundersylphe, einer bedrohten Kolibri-Art, deren Männchen lange Schwanzfedern tragen. Zwar sind wir schon etwas geübt, im Fotografieren der Vögel, diese hier sind aber unglaublich schwierig zu erwischen. Ihr Flügelschlag ist so schnell, dass sie schwierig zu sehen und noch schwieriger zu fotografieren sind… Ein richtig gutes Foto gelingt trotz langem Probieren nicht. Doch, dass dies Paradiesvögel sind, erkennen wir trotzdem. Und die Pause tut gut…
kein Wunder gabs da gestern kein Durchkommen... ... heute geht es. Zum Glück! in allen Blau und Grüntönen sie sind einfach zu schön... ... schimmern in allen Farben ein jeder ist anders Paradiesvögel oder? neugierig sind auch sie langer Schnabel rostroter Bauch in Action schwierig zu erwischen... da haben wir doch noch eine erwischt - Wundersylphe langweilig wird es auf diesen Strassen nicht

Nervensache - … denn, auf Perus Strassen brauchen wir viele Nerven! Die Peruaner kommen uns auch schon mal auf unserer Seite entgegen, nehmen uns die Vorfahrt und Hupen bei jeder Gelegenheit. Um zu überholen, um klar zu machen, dass sie fahren werden, oder warum auch immer…
Zum Glück ist das Glück auf unserer Seite und wir erreichen Chacapoyas, ein kleines Städtchen in bergiger Umgebung. Wir manövrieren uns erfolgreich durch die engen Einbahnstrassen, erstehen gute Milchprodukte und nutzen den Ort als Ausgangspunkt für Ruinen in schwindelerregender Höhe.

Machu Picchu Nr.2 ? - Spektakulär windet sich der Kiesweg den Bergen empor. Unser Ziel, die Ruinen von Kuelap, sehen wir von Weitem. Bis wir da sind, müssen wir uns aber gute zwei Stunden und etliche Kurven gedulden. Wir kommen durch kleine Dörfer mit einfachen Häusern aus Lehm und auf der Strasse spielenden Kindern. Im steilen Tal sind nicht nur Trampelpfade, sondern auch hohe Masten zu sehen. Wie wir herausfinden, wird vom österreichischen Unternehmen Doppelmayer gerade eine Seilbahn gebaut. Damit lassen sich die Ruinen schnell und bequem erreichen - Kuelap soll Machu Picchu Nr.2 werden. Da sind wir mehr als froh, jetzt hier zu sein!
Bei unserem frühmorgendlichen Rundgang sind wir ganz alleine, beobachtet nur von zwei Lamas. Durch die dicken Befestigungsmauern gelangen wir in den Bau, spazieren durch die Rundhäuser und lassen unseren Blick über die unendliche Berglandschaft schweifen. Einen besseren Platz hätten sich die Wolkenmenschen (Chacapoya) wahrlich nicht aussuchen können.
auf dem Weg zu den Ruinen von Kuelap immer wieder stoppen wir, diese Aussichten... Strassenführung im Norden Perus Eingang zu den Ruinen von Kuelap dicke Mauern... einer der schmalen Eingänge... hübsche Details... ... an den Rundbauten noch kann man den Blick alleine geniessen spektakuläre Ausblicke eines mit Dach Schnappschuss Berg und Tal Gegenverkehr so sah das ganze Dorf aus

In den Wolken - Das präinkaische Volk Chacapoya war aufständisch (es wurde nur mit Mühe von den Inka erobert), viele der Krieger sollen besonders hellhäutig und gross gewesen sein. In der Gegend um Chacapoyas lassen sich einige ihrer Hinterlassenschaften entdecken. «Purunmachus», alte Männer, genannte Lehmfiguren etwa, die Sarkophage des Volkes. Bis zu dreissig davon, etwa 60-110 cm gross, stehen in schwer erreichbaren Felsnischen. Sie stellen die Verbindung zu den Ahnen dar. Wir besuchen die Figuren in Karajia und sind fasziniert. Unberührte Knochen tragen ebenso zur Faszination bei, wie die ausdrucksstarken Gesichter.
Im Nordosten Perus, in der Nähe eines Sees, wurde vor einigen Jahren eine der grössten Begräbnisstätte mit mumifizieren Leichen gefunden. In diesen Gräbern der Chachapoya waren die Toten, die vorher nach traditioneller Art begraben waren, ausgegraben und nach Inka-Art neu bestattet worden - vielleicht um den Widerstand der Chachapoya gegen die Inka zu brechen. Die Mumien und weitere Funde der Wolkenmenschen-Kultur sind im «Museo Centro Mallqui» in Leymebamba ausgestellt - und lohnen einen Besuch unbedingt.
Sarkophage in Karajia erbaut an schwer zugänglichen Stellen im Fels wie lange die Knochen wohl schon hier liegen? das Bestellen der Felder erfordert Kraft von Mensch und Tier die Frauen spinnen die Wolle bei jeder Gelegenheit Lehmhaus eindrückliche Gesichter spezielle Knüpftechnik um zu kommunizieren ausdrucksstarke und berührende Gesichter.. ... ohne Worte was sich auf Perus Strassen alles so bewegt...

Achterbahn - Übernachten darf man auf dem grossen Museums-Parkplatz leider nicht (obwohl er ideal wäre) und so fahren wir trotz später Stunde weiter. Nebel hüllt die Berge ein und sorgt für eine mystische Stimmung, wir knipsen sie und stellen uns auf den Paso Calla Calla für (3585m) die Nacht Es wird kalt. Brrr!
Die Strasse zwischen Chacapoyas und Cajamarca soll eine der schönsten überhaupt sein, zumindest in Peru. Wir sind gespannt. Tatsächlich führt sie teils als Einspur-Strasse den Bergen entlang. Man wird angehalten vor den Kurven zu hupen und im Gegenzug seine Ohren zu spitzen, dass man den Entgegenkommende auch hören kann. Puuh, zum Glück hat es wenig Verkehr!
Vom Pass Abra Barro Negro auf 3580m gelangen wir hinab nach Balsas, das nur noch auf 700 Meter liegt. Hitze und tropische Früchte lassen uns an eine Oase denken, bevor es in vielen Serpentinen wieder hoch geht, auf über 3050m. Fast wie Achterbahn-Fahren.
Nebel - und Wolkenbilder der Nebel schleicht sich an... mystische Stimmung vor dem Calla Calla Pass in die andere Richtung diese Wolken... zum Glück ohne Gegenverkehr Balsa erinnert an eine Oase passt! Blick aus dem Fenster ein Stopp unterwegs... ... wo Mosaik-Steinchen... ... fleissig verarbeitet werden ein Kreuzgang mit Mosaik-Bildern schöne Details... ... fantastisches Innenleben der Kirche

Blick aus dem Fenster - Wieder türmen sich die Wolken zu gigantischen Gebilden, sind manchmal unter und manchmal um uns. Verhüllen und lassen Ausblicke zu. Sorgen für fantastische Himmelsbilder. Ja, die Wolken alleine sind eine Reise in den Norden Perus wert!
Vorbei an Feldern, die mit Ochsengespann bestellt werden, strickenden Frauen und alten Männern mit umgehängten Transit-Radios geht es Richtung Stadt. Unsere Vorräte sind langsam aufgebraucht und wir sehnen uns nach einer Dusche. All das finden wir in Cajamarca. Nur das Flair gefällt uns dort nicht so. Es ist eine grosse hektische Stadt und so suchen wir bald wieder die Natur.
In Cumbe Mayo bewundern wir nicht nur die alten Wasserkanäle der Inka, wir geniessen es auch die malerische Landschaft wandernd zu entdecken. Für einen Schwatz mit den bunt gekleideten Frauen und ihren Kindern setzen wir uns zu ihnen auf den Boden, können verschnaufen - und zugleich ein Souvenir erstehen.
ein Bild, das bei uns nicht mehr zu finden ist Senora unterwegs auf dem Weg nach Cumbe Mayo die malerische Landschaft lädt zum Wandern ein ... vorbei an Felsformationen dramatischer Himmel Frauen und Kinder unterwegs Wanderlust Wasserkanäle der Inka Baby Carlos ist 10 Monate alt

Am Meer - Von Zeit zu Zeit ruft es uns, das Meer. Und wir verspüren das Bedürfnis in seiner Nähe zu sein. Da wir ja die Qual der Wahl haben, lassen wir die Bergwelt hinter uns und nehmen ein paar Kilometer unter die Räder. Wie so oft ist es viel weiter als gedacht und entgegen unseren Vorsätzen fahren wir mal wieder bis es Dunkel wird. Dafür können wir die Umgebung im Abendlicht bewundern, auch schön.
Nach den hübschen Bergdörfern sind die Küstenorte ein kleiner Schock. Voller halbfertiger Häuser, Abfallberge und umherziehenden Hunderudel stehen sie in der knochentrockenen Wüste und geben ein deprimierendes Bild ab. Kommt der Küstennebel, Garua genannt, dazu, muss es unaushaltbar sein hier und Stimmungsaufheller werden bestimmt in rauen Mengen verkauft… Bei unserem Besuch lacht immerhin die Sonne vom Himmel.
Ein Stopp im äusserst interessanten «Museo El Brujo» (danke für den Tipp Christine & Kölbi), wo die gut erhaltene und mit viel Gold geschmückte Mumie einer Herrscherin (was für diese Zeit doch sehr aussergewöhnlich war) zu bestaunen ist, lenkt von der Kargheit ab.
auf dem Weg ans Meer... wir sind da! was für ein Gegensatz zum grünen Norden Reste einer Ruine der Moche-Kultur, 100-700 n.Chr. sah so die Senora de Cao, die erste Herrscherin Perus aus? Der Goldschmuck ist genauso im Musem zu bewundern. bemalte Wände sind typisch für diese Kultur ... in der besterhaltendsten Ruine Huaca Cao Viejo der Hügel hinter dem Museum ist ebenfalls eine Ruine im Museum

Das touristische Huanchaco ist auch nicht ganz ohne Charme. Wir kosten endlich Perus-Nationalgetränk Pisco Sour (mmhhh!), bummeln dem Meer entlang, sehen die berühmten Schilf-Boote und geniessen die warmen Temperaturen. Im nahen Shoppingzenter frönen wir den Zivilisations-Freuden und merken ein erstes Mal, dass Weihnachten vor der Tür steht. Als auch unsere Freunde Petra und Anders im Ort eintreffen, folgen ein paar Koch/-Weinabende. Es ist so gemütlich, dass wir sogar die «Must-see-Ruinen» in Chan Chan und Co auslassen. Ein bisschen nette Gesellschaft ist manchmal mindestens ebenso viel wert., wie eine weitere Sehenswürdigkeit.
gefräsige Kreaturen bei unserem Schlafplatz... typische Schilfboote am Strand von Huanchaco vor allem um die Touristen zu erfreuen... ... aber nicht nur die Bucht im Blick Abendstimmung am Meer ist einfach immer und immer schön Arbeitsplatz;))

Weiter dem Meer entlang, oder doch zurück in die Berge? Es gibt viel zu entdecken in Peru. Wie wir uns entschieden haben, bald verraten wir es euch.

rene mehmann

2016-03-04 10:13:59

Hallo Fantastischer Bericht mit ebenso fantastischen Fotos. Die Eindrücke sind fesselnd. Ich konnte kaum aufhören mit Lesen und Fotos schauen. Die Berg & Tal-Fahrten haben Andy und Zora sicher gut gefallen. Geniesst die Reise und die nächsten Erfahrungen. LIebe Grüsse Rene Mehmann / Papi


Name *

Email

Website

deine Mitteilung *