Inka-Welt
Nabel der Welt - Der erste Blick auf Cusco ist nicht gerade vielversprechend… Abfallberge, Hunde die darin wühlen, halbfertige Häuser, verstopfte Strassen…Auf den zweiten Blick gefällt «das Herz des einst so mächtigen Inkareiches» (Danke LP) schon besser. Schmale, steile Pflasterstrassen, nette Plazas, pompöse Kirchen und massive Inkamauern, die schon Vielem standgehalten haben . Aber auch Touristenmassen, wie wir sie lange nicht gesehen haben und findige Verkäufer, die traditionelle Textilien verkaufen. Überhaupt ist der Tourismus das Lebenselixier der ganzen Region, des ganzen Landes. Unweit der auf 3300m Höhe gelegenen Stadt, thront eines der meist besuchten Tourismuszielen der Welt, von dem es heisst es, finanziere das ganze Land…
Fahrt mit Tücken - Natürlich ist die Rede von Machu Picchu. Nach anfänglicher Skepsis entscheiden wir den Unesco Weltkultur-Erbe-Ort zu besuchen und den Zauber zu suchen - doch bis wir da sind dauert es. Die schnellste und kostspieligste Art die sagenumwobenen Ruinen zu erreichen, ist der Zug. Budget-Traveller haben eine zeitintensivere, dafür günstigere Variante gefunden und wir entscheiden uns für diese.
Die gute Strasse führt erst durch das heilige Tal. Hier haben sich nicht wenige Ausländer niedergelassen, viele davon «auf der Suche». Das Angebot für Massagen, Meditationen und alternativen Heilmethoden aller Art ist immens, die Preise dafür ebenso. Unser heutiges Ziel ist weniger die Erleuchtung, als viel mehr Santa Teresa. Doch fast scheint es, dass wir dieses nicht erreichen…
Urplötzlich stauen sich vor uns die Fahrzeuge, davor ergiesst sich ein reissender Strom über die Strasse. Anfangs traut sich niemand auf die andere Seite. Nur zögerlich unternehmen einige Waghalsige, einen Versuch, welchen sie nach wenigen Metern aufgeben. Uns erscheint das Risiko zu gross und wir drehen um - widerwillig zwar, aber welche Alternative gibt es? Wir zerbrechen uns den Kopf, ob wir noch Zugtickets kaufen können und rechtzeitig (übermorgen) da sind, ansonsten zerfallen die teuren Eintrittsbillette… Wie gerufen kommen da Petra und Anders. Zusammen fahren wir zurück an den Ort des Geschehens und entscheiden, abzuwarten. Tatsächlich ist nach einiger Zeit bereits zu erkennen, dass die Wassermassen weniger werden. Immer mehr Autos schaffen die Durchfahrt, bald auch wirklich kleine. Kurz vor dem Dunkelwerden wagen wir’s und nehmen noch ein paar Kinder und Frauen mit, die ansonsten auf der Ladefläche eines Tuktuks hätten mitfahren müssen. Der Kleine, der von seiner Mutter getrennt wurde, schreit ohrenbetäubend und verleiht dem Ganzen etwas Dramatik. Völlig unbegründet, wie sich zeigt - wir erreichen die andere Seite problemlos.
Schwieriger hat es da Anders. Er muss beide Motorräder auf die andere Seite bringen. Beim ersten Mal erwischt er einen der Steine, die auf dem Boden aufspringen und schlingert beinahe. Umso mehr Respekt hat er vor dem zweiten Mal… aber alles geht gut. Zum Glück!
Santa Teresa erreichen wir erst im Dunkeln, dass die Strecke eindrücklich ist, lassen die ins Unendliche abfallenden Felswände nur erahnen…
Machu Picchu - Wir lassen das Auto auf einem Campingplatz in Santa Teresa und nehmen ein Taxi bis zur «Bahnstation Hydro»,. Dann laufen wir den Bahngleisen entlang in knapp drei Stunden nach Aguas Calientes. Die Sonne brennt vom Himmel und der Weg führt durch üppige Vegetation, ganz anders als wir es erwartet hätten. Wir übernachten einmal im Ort und besuchen am nächsten Morgen Machu Picchu. Wie’s war, entnehmt ihr der nachfolgenden Top/Flopliste.
MACHU PICCHU - TOPS
- dieses Erlebnis mit Petra und Anders zu teilen
- die Wanderung den Bahngleisen entlang nach Aguas Calientes
- Biertrinken und Nachos-Essen bei der Ankunft
- mal wieder in einem Bett schlafen und das zu einem kleinen Preis
- die kurzen Momente, als sich der Nebel lichtet
- die unglaubliche Stille, trotz der vielen Leute (ja, da ist durchaus ein gewisser Zauber)
- die vielen lustigen Regenpellerine-Momente mit Petra und Anders
- eines der besten Essen dieser Reise nach der Ruinen-Besichtigung im Restaurant «Indio feliz»
- die gemütliche Rückfahrt im Zug…
- … das anschliessende Bad in den nahen heissen Quellen
- das Ticket bereits in Cusco und nicht erst in Aguas Calients gekauft zu haben
- dass es vor und nach unserem Besuch viel schöneres Wetter ist
- dass wir mit einem der ersten Busse (Ankunft um 6.00) oben sind, bringt wenig. Wir sind weder alleine noch herrscht schöne Morgenstimmung
- das Essen am ersten Abend ist zwar günstig, aber eine Zumutung
- der ganze Aufwand ist für uns sehr gross
- das Gefühl, dass jeder, wirklich jeder, auch noch irgendwie profitieren will…
Im heiligen Tal - Auf dem Weg zurück Richtung nach Cusco sehen wir, was wir bei der Anfahrt im Dunkeln verpasst haben: atemberaubende Aussichten, schwindelerregende Kurven und Abgründe, nette Ananasverkäuferinnen mit Frauenpower.
Nächster Stopp ist bei den Ruinen von. Ollantaytambo. Die mächtige Festung thront wie ein Adlernest über der neuen Stadt und hat mögliche Angreifer immer im Blick. Die steilen Treppenstufen lassen uns schnaufen, die Bewässerungssysteme staunen. Die farbigen Trachten scheinen tatsächlich nicht nur der Touristen willen angezogen worden zu sein, sondern sind Alltag.
Wir kommen durch kleine Dörfer in denen die Zeit still steht. Kinder und Frauen ziehen mit ihren Tieren umher, ihre Methoden sie unter Kontrolle zu halten, gefällt weniger. Nicht selten fliegen da Steine…
Gerade als der letzte Tourbus die Salzterrassen von Maras, verlässt, kommen wir an. Am nächsten Morgen wird die surreale Umgebung bewundert und wir sehen, dass hier noch immer gearbeitet wird. Das Drumherum wirkt wie gemalt, die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel, die Luft ist trocken. Schön und irgendwie lebensfeindlich zugleich.
Nach einer zweiten Tasse Kaffee besuchen wir das in der Nähe liegende Moray. Der Ort mit den kreisrunden Terrassen diente den Inka vermutlich als landwirtschaftliches Versuchszentrum. Sie sollen hier neue Sorten und Bewässerungsarten getestet haben. Interessant, wenn auch uns ganz einfach die Symmetrie und die weite Landschaft drumherum gefallen.
Am Puls - Bald stehen Wahlen an, viele Häuser sind in Parteifarben gestrichen und dabei ist ein Name omnipräsent: Keiko. Es ist die Tochter von Alberto Fujimori, jener japanische Einwanderer der nach zehnjähriger Präsidentschaft und anfänglicher Beliebtheit, 2009 zu 25 Jahren Haft wegen «Verbrechen gegen die Menschlichkeit» verurteilt wurde. Trotz des Schandflecks in der Familiengeschichte scheint Keiko reelle Chancen zu haben, gewählt zu werden. Über das grösste Wahlbudget verfügt sie mit Bestimmtheit.
Unverständliches Menschenherz.
Reiseleben - Noch einmal bietet sich Cusco für einen Stopp an, wenn auch uns die «Quinta Lala», der einzige Campingplatz hier, eigentlich nicht so passt. Eine einzige Dusche/Toilette steht den Reisenden (oft stehen hier fünf und mehr Fahrzeuge…) zur Verfügung, ihr Besuch will gut geplant sein. Wir sind froh, dass niemand von uns hier darauf angewiesen ist «schnell» mal wo hin zu müssen. Denn dann gäbe es definitiv ein Problem.
Dafür aber trifft man mit Bestimmtheit Gleichgesinnte. Wir sehen Eli und Gorm wieder und lernen endlich Sissi und Günther kennen. Diesmal ist es nur ein kurzes Zusammentreffen, aber ein längeres soll zum Glück bald folgen.
Vom Zauber des anderen - Nach dem Boxenstopp geht es weiter in den Süden. In einem kleinen Dorf fallen uns Frauen mit grossen, bunten Hüten auf. Wir stoppen und ich gehe auf Erkundungstour. Fast fallen mir die Augen aus dem Kopf… Eine jede der Frauen ist schöner gekleidet als die andere, ja nicht nur die Frauen, auch die Männer tragen Trachten und Hüte. Sie treffen sich an den Marktständen, sitzen in Gruppen unter den Arkadenbögen und lassen sich eine Kleinigkeit schmecken. Viele tragen ihre Kinder auf dem Rücken und an jedem Eck bietet sich ein Fotosujet. Ich bin etwas schüchtern, natürlich bin ich weit und breit die einzige Touristin und natürlich haben mich längst alle bemerkt. Ich weiss nicht, ob sie es mögen fotografiert zu werden und was passiert, wenn sie mich entdecken. So stelle ich mich etwas abseits und kann unbemerkt doch das eine oder andere Foto machen.
Die Schöne - Nach einem Stopp im Colca Canyon, wo wir Kondore, die Könige der Lüfte, beobachten können, wartet eine Stadt - Arequipa soll eine der schönsten Städte in Peru sein. Wir sind gespannt.
Bald schon sind wir begeistert. Gebäude, aus hellem Sandstein, grüne Plazas und nette Cafés.
Eine schöne Überraschung bescheren uns Andys Verwandte Lisbeth und Leo. Sie bleiben länger als geplant und so steht einem Wiedersehen nichts mehr im Wege. Die «Älplermagronen» munden und wir haben uns mehr als genug zu erzählen. Merci vell mol ihr Beiden!
Wir ziehen noch etwas durch die Gassen und statten dann dem «Monastario Santa Catalina» einen Besuch ab. Gegründet 1580 von einer wohlhabenden Witwe nahm es ausschliesslich Töchter aus den reichsten spanischen Familien auf. Diese nahmen es mit den strengen Kloster-Regeln nicht allzu ernst. Es heisst, das Leben sei ausschweifend und alles andere als regelkonform gewesen hier, bis eine strenge Dominikaner-Nonne einzog und für Ruhe und Ordnung sorgte. Wie es heute zu und her geht wissen wir nicht, ein Rundgang durch die Gemäuer ist aber eine Freude fürs Auge! Das grosse Areal ist aufgebaut wie eine Stadt in der Stadt, die Gebäude sind in einen blauen, einen orangen und einen rostroten Teil unterteilt. Darin umherzuwandeln ist wunderschön und leicht vergisst man die Zeit.
Spätestens jetzt finden wir Arequipa die schönste Stadt von ganz Peru, vielleicht sogar von ganz Südamerika?!
Letzte Eindrücke - Wir müssen uns richtiggehend losreissen von der schönen Stadt und fahren weiter südlich, Richtung Titicacasee. Auf der peruanischen Seite legen wir nur einen kurzen Stopp ein, es zieht uns nach Bolivien. Dort ist der See ebenfalls zu entdecken.
Wie es scheint, will uns Peru aber noch nicht entlassen. Kurz vor der Grenze fangen wir unseren zweiten Plattfuss ein. Wir rollen zu einer improvisierten Garage und innert Minuten wird das Problem auf der Strasse gelöst. Der nette Juan und seine Kinder sorgen für letzte schöne Eindrücke und freuen sich, als wir Fotos aus der Schweiz zeigen. Tschüss Peru!
Wo wir Weihnachten feiern, wie es ist zu im Konvoi unterwegs zu sein und was wir sonst noch alles erlebt haben, zu lesen im nächsten Bericht.
Veronika
2016-05-08 15:29:32
Hola Amigos,
Danke für die tollen Fotos und einen Bericht, der Lust macht, doch irgendwann wieder dort vorbeizuschauen, wo wir diesmal einen großen Bogen drumherum gemacht haben - z.B. Arequipa!
LG
Veronika und Michael
Lisbeth und Leo Knecht
2016-05-08 17:40:48
Fantastisch, wie ihr über Peru geschrieben habt. Nur schon die Bilder zeigen, wie wunderbar es ist. Einfach toll die Fotos und wie fesselnd geschrieben wurde. Bravo!
Auch für uns war es ein wunderbares Land. Auch Arequipa gehört zu unserer Favoriten -Stadt.
Danke vel mol !
lb. Gr. Lisbeth und Leo
Rene Mehmann
2016-05-09 16:07:02
Aloha Herzlichen Dank für den spannenden Bericht und die tollen Fotos. Ihr habt erneut einen wunderbaren Report geschrieben und publiziert. Sehr abenteuerlich scheinen mir die verschiedenen Anreisen mit sturzbächen über den Pfaden. Da braucht es auch eine zuverlässige Zora, viel Mut und Abenteuerlust. Schön, dass gut funktioniert. Wir wünschen fröhliches Reisen und viel Spannendes! Beste Grüsse Rene Mehmann/Papi
2016-05-19 00:39:34
Vielen lieben Dank Veronika und Michael! ja, Arequipa ist unserer Meinung nach einen Besuch wert. Auch einen zweiten)
Herzliche Grüsse
S&A
Sabine und Andy
2016-05-19 00:41:18
Liebe Lisbeth, lieber Leo
Danke für euren lieben Worte! Ihr habt zum schönen Aufenthalt in Arequipa viel beigetragen. Merci. Eine gute Fahrt euch und bis irgendwann
S&A
Sabine
2016-05-19 00:42:54
Hol Papi,
ja, um unsere zuverlässige Zora waren wir schon ein paar Mal froh! Besonders auch in Peru, wo es schon ein paar abenteuerliche Strassen gibt.
Bis bald wieder
Sabine und Andy